Pressemitteilung

AWMF legt Konzept für Erhalt der Nationalen VersorgungsLeitlinien vor

28.08.2024

Nach dem überraschenden Aus des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) zum Ende des Jahres hat die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) gemeinsam mit ihren Fachgesellschaften ein Konzept entwickelt, um die Nationalen VersorgungsLeitlinien (NVL) fortzuführen.

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) unterstützt den aktuellen Konzeptvorschlag der AWMF zum Erhalt der NVL. Die Fachgesellschaft plädiert erneut dafür, eine unabhängige Instanz zu schaffen, die diesen wichtigen Prozess koordiniert, damit evidenzbasierte Medizin auch weiterhin bei den Menschen ankommt.

NVL sind qualitativ hochwertige Leitlinien zu Volkskrankheiten mit unmittelbarer Auswirkung auf Disease-Management-Programme (DMP) für die medizinische Versorgung der Bevölkerung. Das NVL-Programm war bisher eine gemeinsame Initiative von Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und AWMF.

„In ihrer Rolle als zentrale Wissengrundlage für Disease-Management-Programme sind die NVL aus Sicht der AWMF und ihrer 183 Mitgliedsgesellschaften dringend zu erhalten. Um das NVL-Programm fortzuführen, benötigt es einen konkreten Plan. Die AWMF hat jetzt ein Konzept dafür vorgelegt“, erklärt Prof. Rolf-Detlef Treede, Präsident der AWMF.

„Das Konzept der AWMF geht davon aus, dass das Programm unter den von allen bisher an der Entwicklung, Herausgabe und Nutzung von NVL-Beteiligten konsentierten, besonderen methodischen Kautelen fortgeführt werden muss. Prioritär ist dabei die Sicherstellung der unabhängigen Koordination, Moderation und Evidenzaufbereitung sowie einer redaktionellen Corporate Identity. Dazu bedarf es neben einer Projektförderung durch den Gesetzgeber auch einer Strukturförderung“, sagt Prof. Ina Kopp, Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi). „Wichtig ist dabei, dass die künftigen NVL bei methodisch gleich hohen Standards schlank und aktuell im Sinne von „Living Guidelines“ sind, damit sie für die Verbesserung der Versorgung optimal genutzt werden können“. 

Um die Unabhängigkeit zu wahren, soll ein übergeordneter Lenkungsausschuss als gestaltendes Organ eingerichtet werden, in welchem alle betroffenen Parteien vertreten sind. Zur Mitwirkung sollen Vertretende der thematisch befassten Fachgesellschaften in der AWMF, der Patientenorganisationen sowie BÄK und KBV eingeladen werden. Zu klären bleibt, wie die notwendige Strukturförderung realisiert werden kann. Die involvierten Fachgesellschaften in der AMMF unterstützen das Konzept.

Im Rahmen des NVL-Programms moderierte und begleitete das AWMF-IMWi die Leitlinien. Dabei motivierte es auch AWMF-Mitgliedsfachgesellschaften, diese inhaltlich zu gestalten und leitete die Weiterentwicklung der Leitlinienmethodik entsprechend internationaler Standards. Die Koordination von NVL erfolgte bisher über das von BÄK und KBV gemeinsam getragene ÄZQ, das zum 31. Dezember 2024 aufgelöst wird. Dadurch gerät die Zukunft der NVL ins Wanken. Für ihren Erhalt sind einerseits eine Projektförderung für einzelne NVL, andererseits eine Strukturförderung für das NVL-Programm insgesamt zwingend erforderlich.

Weitere Informationen:

Ende des ÄZQ – Quo vadis Versorgungsqualität? DDG fordert eine rasche Lösung für zentrale qualitätssichernde Aufgaben in der Patientenversorgung:

https://www.ddg.info/presse/2024/ddg-fordert-eine-rasche-loesung-fuer-zentrale-qualitaetssichernde-aufgaben-in-der-patientenversorgung

Konzept der AWMF zum Erhalt der Nationalen VersorgungsLeitlinien: https://www.awmf.org/fileadmin/user_upload/dateien/stellungnahmen/2024/2024-08-22_Nationale-VersorgungsLeitlinien_AWMF-Konzept_f.pdf