Aufmerksamkeit für den Typ-1-Diabetes
Berlin. Viele Menschen wissen wenig über Typ-1-Diabetes, in der Regel bleibt die Erkrankung unsichtbar. Das soll die bundesweite Kampagne "A World Without 1" des Helmholtz Zentrums München ändern.
Die Kampagne soll das Bewusstsein für den Typ-1-Diabetes schärfen und zeigen, was die Wissenschaft heute schon leistet und künftig leisten wird, um die Krankheit zu bekämpfen. Die Motive zielen vor allem – aber nicht nur – auf Familien mit Kindern.
Denn je früher die Intervention erfolgt, desto besser stehen die Chancen, dass sich der Diabetes gar nicht erst manifestiert. Deshalb zeigen Infoscreens und Plakate auch Motive, die erkennen lassen, was ein Leben mit Diabetes bedeutet.
Am Ende steht ein ehrgeiziges Ziel: Der Typ-1-Diabetes soll immer früher erkannt und letzten Endes verhindert werden. "A World Without 1" lautet folgerichtig das Motto. "Das Helmholtz Zentrum München ist ein internationales Flaggschiff in der Diabetesforschung, das sich nicht nur auf die Grundlagenforschung konzentriert, sondern deren Ergebnisse umsetzt in praktischen Nutzen für die Patienten", konstatierte Professor Dr. Otmar D. Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft.
Die Enstehung soll an der Wurzel verhindert werden
Aktuell richtet sich die Hoffnung beim Typ-1-Diabetes darauf, durch Früherkennung und -intervention bei Patienten im präklinischen Stadium, besser noch bei Menschen mit erhöhtem Risiko, den Ausbruch der Erkrankung verzögern oder völlig verhindern zu können. Das Münchner Zentrum leistet hier Pionierarbeit.
"Im Rahmen der internationalen Plattform GPPAD wollen wir eine effiziente Therapie entwickeln, die die Entstehung des Typ-1-Diabetes quasi an der Wurzel verhindert", erklärte Professor Dr. Anette-Gabriele Ziegler, die dort das Institut für Diabetesforschung leitet.
Früherkennungs-, Screening- und Präventionsstudien
Es wurde bereits ein weltweit einzigartiges Forschungsprogramm aufgelegt, zu dem die drei Früherkennungs- und Screening-Studien FREDER1K (Bayern, Niedersachsen und Sachsen; Kinder bis vier Monate), FR1DA (Bayern; Kinder zwischen zwei und fünf Jahren) und Fr1dolin (Niedersachsen; Kinder zwischen zwei und sechs Jahren) gehören.
Fr1da und Fr1dolin untersuchen auf das Vorhandensein von Inselautoantikörpern, also Typ-1-Diabetes im Frühstadium. Prof. Ziegler wünscht sich, solche Tests in die Regelversorgung zu bringen.
Bei Freder1k werden Babys mithilfe eines am Helmholtz Zentrum entwickelten Risikorechners gescreent. Mit einem Instrument, das bis zu 41 Genregionen einbezieht, lassen sich Kinder ermitteln, deren Typ-1-Risiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung mindestens 25-fach erhöht ist.
Eltern und Kinder werden auf ein Leben mit der Erkrankung vorbereitet
Alle diese Tests sind aus mehreren Gründen sinnvoll. Denn zum einen können Eltern und Kinder besser mit der Krankheit umgehen, wenn sie nicht unvorbereitet über sie hereinbricht. Zum anderen eröffnen sich Chancen für eine echte Prävention, wenn es gelingt, die Autoimmunprozesse unter Kontrolle zu bringen, bevor sie zu viele Betazellen zerstört haben.
Diesem Ziel sind die placebokontrollierten doppelblinden Präventionsstudien POInT und PINIT und ein Präventionsarm von FR1DA gewidmet. Alle drei benutzen das Schlüsselantigen Insulin in oraler Form oder als Nasenspray, um das Immunsystem zu lehren, das Hormon (wieder) zu tolerieren. Metabolische Effekte sind dabei nicht zu erwarten. POInT schließt Kinder zwischen vier und sieben Monaten ein, die Teilnehmer in PINIT und FR1DA sind älter (ab zwei bis max. zwölf Jahre). Auch für Jugendliche und Erwachsene laufen bereits Interventionsstudien.
Pressekonferenz Helmholtz Zentrum München