Hypertensives Duett
Winston-Salem. Kardiovaskulär vorbelastete Patienten mit Typ-2-Diabetes müssen schon bei mäßigem Alkoholgenuss mit einem starken Blutdruckanstieg rechnen. Normalerweise prädisponieren erst deutlich höhere Trinkmengen für eine Hypertonie.
Das wohlverdiente Gläschen Rotwein am Abend sollten sich Personen mit Typ-2-Diabetes besser nur ab und zu gönnen. Ganz besonders, wenn sie Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System haben. Dies zumindest legen die Ergebnisse einer Forschergruppe um Dr. Jonathan Mayl aus Winston-Salem nahe. In einer an 77 Zentren in den USA und Kanada durchgeführten Untersuchung hatten sie geprüft, ob Patienten mit Diabetes Typ 2 plus hohem Herz-Kreislauf-Risiko von einer intensiven Blutzucker-, Lipid- bzw. Blutdruckeinstellung profitieren.
Das Team wertete die Daten von 10 200 Personen aus, die bei Studienbeginn eine Blutdruckmessung erhalten und Angaben zu ihren Trinkgewohnheiten gemacht hatten. Ein geringer Alkoholkonsum lag bei einem bis sieben Drinks pro Woche vor, ein mäßiger bzw. starker Konsum bei 8–14 bzw. ab 15 alkoholischen Getränken.
Laut den Ergebnissen prädisponierten geringe Alkoholmengen weder für einen Blutdruckanstieg (definiert als systolisch 120–129 mmHg, diastolisch < 80 mmHg) noch für eine Hypertonie jeglichen Grades (Stadium 1: systolisch 130–139 mmHg oder diastolisch 80–89 mmHg; Stadium 2: systolisch ≥ 140 mmHg oder diastolisch ≥ 90 mmHg). Bei einem moderaten Alkoholkonsum nahm dagegen das Risiko für einen erhöhten Blutdruck signifikant um 79 % zu, das für eine Hypertonie Stadium 1 um 66 % und das für eine Hypertonie Stadium 2 um 62 %. Hohe Trinkmengen brachten das Risiko für eine Hypertonie noch deutlicher nach oben (91 %, 149 % bzw. 204 %).
Von kardioprotektiver Wirkung keine Spur
Lange Zeit sei man von einer kardioprotektiven Wirkung eines mäßigen Alkoholkonsums ausgegangen, schreibt die Forschergruppe. Für entsprechend vorbelastete Patienten mit Typ-2-Diabetes treffe dies jedoch nicht zu, fassen sie die Ergebnisse zusammen. Im Gegenteil: Bereits ab acht alkoholischen Getränken pro Woche steige das Bluthochdruckrisiko bei ihnen offenbar drastisch an.
Dr. Judith Lorenz
Mayl JJ et al. J Am Heart Assoc 2020; 9: e017334; doi: 10.1161/JAHA.120.017334