Wie kommt es zum intrauterinen Fruchttod?
LEVERKUSEN. Frauen mit präkonzeptionellem Diabetes haben ein doppelt so hohes Risiko, ihr Kind in der zweiten Schwangerschaftshälfte zu verlieren wie stoffwechselgesunde Frauen. Dies geht aus jüngst publizierten RKI-Daten zur Pränatalmedizin hervor. Um genauer differenzieren zu können, wünscht sich die AG Diabetes & Schwangerschaft der DDG mehr Daten für ihr neues IUFT-Register.
Etwa ein Jahr ist es her, dass das größte Register zu Schwangerschaft bei Typ-1-, Typ-2- und Gestationsdiabetes (GestDiab) um ein nationales Register zur Erfassung von Risikofaktoren für den intrauterinen Fruchttod (IUFT) im Zusammenhang mit Diabetes erweitert wurde. Das IUFT-Register ist ein gemeinsames Projekt der AG Geburtshilfe und Pränatalmedizin (AGG) der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der AG Diabetes & Schwangerschaft der DDG gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Institut der niedergelassenen Diabetologen (winDiab).
Wie lassen sich gefährdete Feten zuverlässig erkennen?
Ziel ist es, möglichst detaillierte Angaben zu Stoffwechsellage und verschiedenen geburtshilflichen Parametern zu erhalten. Denn bislang ist nicht geklärt, wie man besonders gefährdete Feten zuverlässig erkennt. Es spricht zwar einiges dafür, dass die Stoffwechsellage – auch schon deutlich vor Beginn der Schwangerschaft – ein wichtiger Risikofaktor ist. Doch für genauere Aussagen fehlt es bislang an verlässlichen Registerdaten. Leider beteiligen sich bislang noch nicht allzu viele Diabetespraxen am IUFT-Register. „Es ist eine etwas magere Resonanz“, bedauert Professor Dr. Ute Schäfer-Graf vom Berliner Diabeteszentrum für Schwangere, eine der Initiatorinnen. „Wir brauchen deutlich mehr dokumentierte Fälle, damit wir Schlüsse aus den Daten ziehen können.“ Die Gynäkologin und Diabetologin ist Sprecherin für den Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe der AG Diabetes & Schwangerschaft.
IUFT-Fälle melden
Weitere Informationen zum IUFT-Register: windiab.de/windiab/unsere-projekte |
Welche Bedeutung das Thema IUFT hat, zeige eine aktuelle Publikation zu Schwangerschaftskomplikationen bei Frauen mit präkonzeptionellem Diabetes und Gestationsdiabetes.1 Die Daten hierfür stammen aus der stationären Qualitätssicherung zur Perinatalmedizin, die vom Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) erfasst werden. „Frauen mit vorbestehendem Diabetes haben demnach ein doppelt so hohes Risiko für einen IUFT wie Frauen ohne Diabetes“, erklärt Prof. Schäfer-Graf. Allerdings enthalten die IQTIG-Daten keine Angaben über den Diabetes-Typ der betroffenen Frauen. Auch Therapieform und Stoffwechsellage wurden nicht erfasst. „Ich möchte meine Kolleginnen und Kollegen daher bitten, ihre IUFT-Fälle in unserem Register zu dokumentieren“, sagt Prof. Schäfer-Graf. Nur so könne man aussagekräftige Daten generieren, aus denen sich individualisierte Strategien entwickeln lassen, um die IUFT-Rate zu senken und ggf. auch die Rate präventiver Geburtseinleitungen zu reduzieren.
Antje Thiel
Literatur:
1. Reitzle et al. Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 81–6; doi: 10.3238/arztebl.m2022.0387