Weniger Neu- oder Wiedereinschreibungen
Köln. Wie sehr werden die Disease-Management-Programme durch die Pandemie beeinflusst? Aus Nordrhein liegen die Daten für 2020 vor. Damit lässt sich überprüfen, wie sich z.B. die Versorgungsqualität der Betreuten in den DMP entwickelt hat.
In Nordrhein ist in dem DMP Typ-2-Diabetes (T2D) die Patientenzahl im Vergleich zum Vorjahr mit jeweils etwa 575 000 fast unverändert geblieben (minus 0,02 %), während sie im DMP Typ-1-Diabetes (T1D) sogar von knapp 31 500 auf ca. 32 500 angewachsen ist (plus 2,8 %).
Die deutlichsten Rückgänge für Wiederholungs- oder Folgeuntersuchungen waren 2020 in beiden DMP in den Monaten April, Mai, Juli und Oktober (nur T2D) zu verzeichnen. Zu ausgeprägten Nachholeffekten kam es dagegen vor allen im Juni, August und November (nur T1D).
Nur bei den Neu- oder Wiedereinschreibungen ist es in beiden DMP 2020 zu starken Rückgängen gekommen, hier sanken die Untersuchungszahlen für Typ-2-Diabetes insgesamt um fast 14 %, am stärksten im April und Oktober, und für Typ-1-Diabetes insgesamt um knapp 17 %, hier am stärksten im April, Juli und Dezember.
Hinsichtlich der Versorgungsqualität können die Ergebnisse bei den vertraglich definierten Qualitätszielen im 2. Halbjahr 2019 mit denen im 2. Halbjahr 2020 verglichen werden.
Quoten bei den Qualitätszielen sind fast konstant geblieben
Für das DMP T2D erweisen sich die erreichten Quoten als annähernd konstant, die sich auf die Stoffwechseleinstellung, das Überprüfen der Nierenfunktion und die Fußinspektion beziehen (Abb.1). Leichte Rückgänge sind zu erkennen bei den Quoten für den Blutdruck, die Schulungen, die Augenuntersuchung sowie das Überprüfen des Fuß- sowie des Pulsstatus. Demgegenüber haben sich aber die Quoten für das Verordnen von Metformin und TAH sowie die Versorgung von Ulzera sogar leicht erhöht.
Ein ähnliches Bild zeigt sich für die Qualitätsziele im DMP T1D. Hier haben sich zwar die erreichten Quoten ebenfalls für den Blutdruck und zusätzlich für das Überprüfen der Nierenfunktion, des Albumingehalts im Urin, der Injektionsstellen und des Fußstatus etwas verringert. Dafür sind jedoch die Quoten bei allen Stoffwechselzielen, der Diabetes-Schulung und dem Verordnen von TAH angestiegen (Abb.2).
Ob sich die nachweisbaren Rückgänge bei den Neueinschreibungen oder bei einzelnen Indikatoren wie z.B. dem Blutdruck oder der Fußstatuskontrolle auf das künftig zu beobachtende Neuauftreten von Amputationen, Herzinfarkten oder Schlaganfällen auswirken, lässt sich noch nicht beantworten. Zusammengenommen zeigen aber die Ergebnisse, dass es in einer großen Versorgungsregion wie Nordrhein in beiden Diabetes-DMP auch unter den Pandemiebedingungen offenbar erfolgreich gelungen ist, eine kontinuierliche Teilnahme der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. Darüber hinaus ist auch die anhand der Qualitätsziele zu messende Versorgungsqualität der Patienten in vielen Bereichen konstant hoch geblieben oder hat sich sogar tendenziell weiter verbessert.
Dr. Bernd Hagen
Fachbereichsleiter Evaluation und Qualitätssicherung, Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung