Zertifizierungsmodule in der Pilotphase
BERLIN. Der Ausschuss Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung (QSW) der DDG hat zusammen mit den jeweiligen Arbeitsgemeinschaften Zusatzangebote entwickelt. Mit diesen können zertifizierte Einrichtungen ihre spezifische Kompetenz und ein ausgeprägtes Qualitätsniveau in der Betreuung von Personen mit Diabetes in besonderen Lebenslagen oder mit komplexen Komorbiditäten aufzeigen. Hiervon profitieren außer den Patient*innen auch Angehörige und Zuweiser.
Zum 1. Juli 2023 hat der Ausschuss QSW die Zusatzkompetenzen Diabetes & Schwangerschaft und Diabetes & Psyche auf den Weg gebracht. Diese können im Rahmen der Anerkennungsverfahren Diabetes Exzellenzzentrum DDG und Diabeteszentrum DDG optional erworben werden. In der zweijährigen Pilotphase können Einrichtungen mit noch gültiger Anerkennung auch vorfristig die Zusatzkompetenz beantragen. Langfristig wird eine Synchronisierung angestrebt. Nach Ablauf der Pilotphase wird für „Diabetes Exzellenzzentrum DDG“ der Erwerb eines Zertifizierungsmoduls verpflichtend.
„Menschen mit Diabetes wünschen sich von Ärzt*innen und Behandlungsteams betreut zu werden, die nachweislich besonders gut mit ihren Bedürfnissen und besonderen Fragestellungen vertraut sind. Die Nachfrage nach der richtigen Anlaufstelle ist sehr groß. Mit den Zusatzkompetenzen können wir nun endlich eine klare Orientierungshilfe geben, da mit diesem Zertifikat Einrichtungen ausgezeichnet werden, die neben hohen Behandlungszahlen besondere Qualitätskriterien für die Behandlung von Menschen mit Diabetes in besonderen Lebenssituationen oder mit komplexen Begleiterkrankungen erfüllen“, erläutert Monique Schugardt, Mitarbeiterin der Geschäftsstelle der DDG.
Diabetes & Schwangerschaft
Die Schwangerschaft einer Diabetespatientin oder die Diagnose Gestationsdiabetes stellt eine besondere Herausforderung für Patientinnen und ihre behandelnden Ärzt*innen dar. Die Möglichkeit, in dieser besonderen Lebensphase in einer Einrichtung mit vertiefender Spezialisierung betreut zu werden, sollte jeder Patientin angeboten werden können. Leuchttürme der Diabetologie in der Behandlung von Schwangeren mit Diabetes können ihre spezifische Kompetenz und ihr ausgeprägtes Qualitätsniveau nun mit der Zusatzkompetenz Diabetes & Schwangerschaft sichtbar machen und Patientinnen und Zuweisern eine Orientierungshilfe bieten.
„Mit der Zusatzkompetenz Diabetes & Schwangerschaft soll für Schwangere mit Diabetes eine qualitativ hochwertige Versorgung gestärkt werden. Erstmalig wurde in enger Zusammenarbeit mit Vertreter*innen der AG Diabetes & Schwangerschaft intensiv um aussagefähige Qualitätsparameter gerungen und ein gemeinsamer Konsens definiert“, berichtet Dr. Susanne Eberl, Mitglied des Ausschusses QSW, über die Entwicklung der Zusatzkompetenz.
„Für die Einrichtungen bedeutet die Zertifizierung eine Ergebnisdarlegung, die eine Qualitätstransparenz schafft und so eine gute Basis für die Reflexion der Behandlungsqualität darstellt. Die Identifikation von Optimierungspotenzialen ermöglicht darüber hinaus eine kontinuierliche, qualitative Weiterentwicklung“, so Dr. Eberl.
Diabetes & Psyche
Psychische Probleme im Zusammenhang mit Diabetes sind in der Praxis sehr häufig. So hat etwa jeder dritte Mensch mit Diabetes erhöhte diabetesbezogene Belastungen, jede*r achte Patient*in eine komorbide Depression. Mit der Zusatzkompetenz Diabetes & Psyche wird ein erster Schritt gemacht, die Behandlung dieser Personengruppe zu verbessern.
„Die Zusatzkompetenz Diabetes & Psyche will Menschen mit Diabetes wie auch den Behandlern transparent machen, in welchen Einrichtungen eine besondere Expertise in der Behandlung von diabetesassoziierten psychischen Problemen wie etwa diabetesbezogene Belastungen, Motivationsprobleme oder komorbide Erkrankungen wie Depressionen, Angst- und Essstörungen, vorhanden ist“, erklärt Prof. Dr. Bernhard Kulzer, Mitglied des Ausschusses QSW und Vorsitzender der AG Diabetes & Psychologie.
Die Einrichtungen mit der Zusatzkompetenz haben eine definierte Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität in Bezug auf die Therapie von Menschen mit Diabetes, die Schwierigkeiten im Umgang mit dem Diabetes und dessen mannigfachen Anforderungen und den Auswirkungen auf die verschiedensten Aspekte ihres Lebens haben. „Wir hoffen, dass diese Maßnahme einen wichtigen Schritt darstellt, die bisher noch suboptimale psychologische Betreuung von Menschen mit Diabetes zu verbessern“, fasst Prof. Kulzer zusammen.
Diabetes & Fuß
Zum aktuellen Zeitpunkt erfolgt eine Äquivalenzanerkennung der Zusatzkompetenz Diabetes & Fuß für alle Fußbehandlungseinrichtungen DDG, die zugleich als Diabeteszentrum DDG oder als Diabetes Exzellenzzentrum DDG anerkannt sind. Auf Wunsch kann die Urkunde für die Zusatzkompetenz Diabetes & Fuß bereits jetzt über die Geschäftsstelle der DDG angefordert werden.
Weitere Zusatzmodule in der Planung
„Neben dem Fokus auf das Benchmarking zielen die Zusatzkompetenzen auch auf die optimale Qualifizierung des diabetologischen Nachwuchses in der gesamten Breite des Faches durch gezielte Hospitationen und Kooperationen sowie eine Stärkung der Vernetzung der zertifizierten Einrichtungen“, hebt Professor Dr. Dirk Müller-Wieland, Vorsitzender des Ausschusses QSW, hervor. Weitere Zusatzkompetenzen sind in Planung.
Alle Informationen zu den Zusatzkompetenzen in der DDG-Richtlinie Zertifizierungsmodule.
Michael Reischmann