Ketoazidose verhindern
Berlin. Mehr als 6.000 Pädiater konnte die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der DDG für ihre Präventionskampagne zur Ketoazidose-Früherkennung seit 2020 bereits gewinnen. Für dieses Engagement gab es nun den zweiten Preis des Springer Medizin Charity Awards.
Vermehrter Durst, häufiger Harndrang, Gewichtsverlust, Müdigkeit – diese vier Symptome sind es, die einen Insulinmangel anzeigen. Viele Eltern, aber auch Haus- und Kinderärzte denken jedoch nicht unmittelbar an einen beginnenden Diabetes mellitus, wenn diese Signale bei ihren Kindern bzw. Patienten auftreten. Mit fatalen Folgen: Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr rund 3.000 von ihnen neu an Typ-1-Diabetes. In mehr als jedem vierten Fall wird die Erkrankung erst im kritischen Stadium entdeckt, der Ketoazidose.
Flyer in Schulen, Kitas und Arztpraxen verteilt
Angetreten, um die Rate der schweren Stoffwechselentgleisung im Vorschulalter zu senken, riefen Dr. Martin Holder, Klinikum Stuttgart, und Professor Dr. Stefan Ehehalt vom Gesundheitsamt Stuttgart vor sieben Jahren im Großraum Stuttgart eine Kampagne zur Früherkennung der Ketoazidose ins Leben. Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung wurden im Projektgebiet Flyer mit den vier Symptomen an alle Eltern verteilt. Ebenso erhielten pädiatrische Praxen und Kindertagesstätten Infobroschüren. Innerhalb der ersten drei Jahre konnte man so 17.000 Familien erreichen.
Fallzahl hat sich in der Coronapandemie verdoppelt
Und die Aufklärung zeigt Wirkung: Bereits ein Jahr nach ihrem Start sank die Anzahl der von einer Ketoazidose betroffenen Kinder mit Typ-1-Diabetes von 28 % auf 16 %. Weil sich die Rate während der Coronapandemie im Jahr 2020 jedoch annähernd wieder verdoppelte, entschlossen sich die Initiatoren der AGPD um ihren Sprecher Privatdozent Dr. Thomas Kapellen dazu, die ursprünglich regionale Kampagne auf Bundesebene auszudehnen.
Dafür gab es jetzt den zweiten Preis des Charity Awards 2021. „Je früher wir die betroffenen Kinder erreichen, desto positiver wirkt sich das auf den Langzeitverlauf der Erkrankung aus“, sagte Dr. Holder auf der Springer Medizin Gala 2021, die unter Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Berlin stattfand. Die bundesweite Kampagne wird – wie das Stuttgarter Modell – drei Jahre durchgeführt und anschließend wissenschaftlich von Professor Dr. Reinhard Holl, Universität Ulm, ausgewertet.
„Mit der Kampagne konnte man schon vor der Pandemie zeigen, dass man schwere Manifestationen reduzieren konnte. Diese sind in der Pandemie dann wieder deutlich gestiegen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass dieses Projekt jetzt bundesweit fortgesetzt wird“, erklärte Jury-Präsidentin des Charity Awards und DDG Präsidiumsmitglied, Professor Dr. Monika Kellerer. Dabei werden die 20.000 € Preisgeld des Awards sicher helfen. Weitere Aufklärungsflyer sollen gedruckt und bundesweit an Kinder- und Jugendärzte versendet werden. Mehr als 6.000 Pädiaterinnen und Pädiater konnten so bereits an dem Projekt teilnehmen.
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Die AGPD engagiert sich: www.youtube.com/watch?v=RhGPgPS6MF0