HbA1c-Schnelltests erlauben zeitnahe Therapieanpassung
Berlin. HbA1c-Schnelltests könnten Diagnostik und Monitoring des Diabetes mellitus verbessern. Doch Vorsicht: Nicht alle schneiden gleich gut ab. Die ADA rät sogar davon ab, sie außerhalb spezialisierter Zentren zur Diagnosestellung einzusetzen.
Wie viele Herz-Kreislauf-Patienten in Europa mit unentdeckten Funktionsstörungen im Glukosestoffwechsel herumlaufen, hat vor wenigen Jahren EUROASPIRE IV gezeigt: 20 % der Untersuchten hatten einen manifesten Typ-2-Diabetes, weitere 30 % einen Prädiabetes.
Bei jedem kardiologischen Patienten einen Glukosetoleranztest zu machen, ist im klinischen Alltag jedoch nicht zu leisten, und der HbA1c-Wert liegt nach den Worten von Professor Dr. Oliver Schnell von der Forschungsgruppe Diabetes e.V. am Helmholtz Zentrum München erst vor, wenn der Patient das Krankenhaus oder die Praxis längst verlassen hat.
Das verzögert Therapieanpassungen und führt zu längeren Phasen der Hyperglykämie. Ein Point-of-Care(POC)-Test könnte da gute Dienste leisten. Außerdem erhöht es die Patientenzufriedenheit, wenn Testergebnisse schnell vorliegen und direkt mit dem Arzt erörtert werden können.
Die Ergebnisse sind noch zu uneinheitlich
An einer Studie1 von Prof. Schnells Arbeitsgruppe beteiligten sich drei deutsche Praxen, die pro Jahr zwischen 400 und 950 Diabetespatienten behandeln. Die Implementation von POC-Tests reduzierte die Zahl der Praxistermine um 80 % und die venösen Blutentnahmen um 75 % (p < 0,0001).
Der Anteil an Patienten, bei denen bereits bei der ersten Visite ein Therapiegespräch möglich war, verfünffachte sich. Die Zufriedenheit stieg bei allen Beteiligten erheblich – Ärzten, Praxispersonal und Patienten.
Natürlich wäre es attraktiv, den hohen Anteil "stummer" Diabeteserkrankungen mithilfe solcher Schnelltests senken zu können, meinte Prof. Schnell. Zurzeit ist es aber noch zu früh, die POC-Tests uneingeschränkt zu empfehlen. Dazu sind die Resultate zu uneinheitlich.
Breitere Anwendung im Stoffwechselmonitoring möglich
In einer kürzlich veröffentlichten Arbeit2 lieferten zwei der vier geprüften Testsysteme ausgezeichnete Ergebnisse, darunter der im vergangenen Jahr von der FDA für die Diabetesdiagnose zugelassene Afinion™-Test. Einer zeigte sich noch akzeptabel, der vierte erwies sich als komplett unzureichend.
Die American Diabetes Association (ADA) hat kürzlich Stellung bezogen und warnt davor, sich auf POC-Tests blind zu verlassen, nur weil sie da FDA-Siegel tragen. Um die Diabetesdiagnose zu stellen, sollten sie ausschließlich dort verwendet werden, wo Expertise für Prüfverfahren von moderater bis hoher Komplexität vorliegt. Für das Stoffwechselmonitoring können sie breitere Anwendung finden, zumal sie die Chance bieten, zeitnah Therapieanpassungen vorzunehmen, so die ADA.
1. Patzer KH et al. J Diabetes Sci Technol 2018; 12: 687-694
2. Lenters-Westra E et al. J Diabetes Sci Technol 2018; 12: 762-770
12th International Conference on Advanced Technologies & Treatments in Diabetes (ATTD)