Medikamentös an den Leberspeck
Düsseldorf. Meist gelingt es nicht, den Fettgehalt der Leber durch Abnehmen zu senken. Empagliflozin könnte eine Option sein, um einer nicht-alkoholischen Fettleber entgegenzuwirken. Dies ergab eine Studie mit Patienten, die erst seit Kurzem an Diabetes Typ 2 erkrankt waren.
Menschen mit Typ-2-Diabetes neigen dazu, eine nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) zu entwickeln. Umgekehrt ist NAFLD mit einem zweifach erhöhten Risiko für einen Typ-2-Diabetes assoziiert. Verlieren Patienten an Gewicht, können sie damit auch ihre Fettleber verringern – in der Praxis ist dies in vielen Fällen aber nur schwer zu erreichen.
Untersuchung bei neu aufgetretenem Diabetes Typ 2
Es gibt jedoch Hinweise, dass sich SGLT2-Hemmer dafür eignen könnten, eine NAFLD zu behandeln. In einer randomisierten Phase-4-Studie untersuchten die Forscher um Dr. Sabine Kahl vom Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gemeinsam mit Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), inwiefern Empagliflozin im Vergleich zu Placebo den Leberfettgehalt bei Patienten mit Typ-2-Diabetes senkt, die erst seit Kurzem erkrankt sind und deren Stoffwechsel als gut eingestellt gilt. Jeweils 42 Personen erhielten dazu über 24 Wochen täglich 25 mg oral Empagliflozin oder ein Placebo. In der Intention-to-treat-Population litten 29 von 36 (81 %) bzw. 29 von 37 (78 %) der Patienten des Interventions- bzw. des Placeboarms an einer Fettleber. Von den eingeschlossenen Teilnehmern beendeten 65 (77 %) die Studie.
Signifikante Unterschiede im Leberfettgehalt nach 24 Wochen
Nach 24 Wochen beobachteten die Forscher signifikante Unterschiede zwischen den Studienarmen: So sank der absolute, placebokorrigierte Leberfettgehalt unter Empagliflozin um 1,8 % ab (p = 0,02), die Reduktion war um das 2,3-Fache stärker als unter Placebo. Bei 5 von 25 Patienten (20 %) des Verumarms und 2 von 24 Patienten (8 %) der Placebogruppe verschwand die Fettleber vollständig. Die gewebsspezifische Insulinsensitivität wurde nicht beeinflusst.
Positive Effekte auf Gewicht und Blutzucker beobachtet
Zusätzlich verloren die Teilnehmer unter dem SGLT2-Hemmer mit einem placebokorrigierten Wert von 2,5 kg (p < 0,001) signifikant an Gewicht. Der Anteil des viszeralen bzw. subkutanen Fetts änderte sich im Vergleich zur Kontrolle durch Empagliflozin nicht.
Der SGLT2-Hemmer hatte ebenfalls Einfluss auf die Nüchtern-Blutzuckerwerte: Der placebokorrigierte Unterschied lag bei 0,7 mmol/l (p = 0,01). Die Serumharnsäure nahm um 74 mol/l ab (p < 0,001), die Konzentration an hochmolekularem Adiponektin stieg unter Empagliflozin um 36 % (p < 0,001). Die Autoren schlussfolgern, dass die Therapie mit dem SGLT2-Hemmer den Fettgehalt der Leber bei Patienten mit frisch diagnostiziertem Typ-2-Diabetes – mit und ohne NAFLD – effektiv verringern. Außerdem nahm die Konzentration an zirkulierender Harnsäure ab, die Adiponektin-Level wiederum stiegen.
Für künftige Therapien bei NAFLD und Typ-2-Diabetes werden Kombinationsstrategien nötig werden, die die zugrunde liegenden Mechanismen angehen, so die Autoren. Empagliflozin könnte ein Partner für Kombinationstherapien sein, da der SGLT2-Hemmer sowohl auf Leberfett als auch das Körpergewicht Einfluss hat.
Dr. Miriam Sonnet
Kahl S et al. Diabetes Care 2020; 43: 298-305; doi: 10.2337/dc19-0641
Ausgezeichnete Arbeit
Für ihre in Diabetes Care erschienene Arbeit wurde die Erstautorin des Artikels, Dr. Sabine Kahl, mit dem Förderpreis 2020 der Dr. Eickelberg-Stiftung ausgezeichnet. „Dank der Dr. Eickelberg-Stiftung können wir innovative Ansätze in der Diabetesforschung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern fördern“, erklärt Prof. Dr. Michael Roden, Wissenschaftlicher Direktor und Vorstand des DDZ.