Auf der Suche nach einer systemischen Therapie
LEIPZIG. Einmal Leipzig, immer Leipzig. Der Preisträger ist nicht nur Fan des Fußballclubs RB Leipzig, vielmehr scheint dieses Motto auch für den Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie selbst zu gelten. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft hat den 40-Jährigen auf dem diesjährigen Diabetes Kongress mit dem Young Investigator Award geehrt.
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Fast sein ganzes bisheriges Leben hat der Internist und Diabetologe Professor Dr. Thomas Ebert in der sächsischen Metropole verbracht. Die Auszeichnung mit dem Young Investigator Award ist eine Bestätigung dafür, welch relevanten Beitrag zu wichtigen diabetologischen Folgeerkrankungen der Wissenschaftler in seiner noch recht jungen wissenschaftlichen Laufbahn in Leipzig bereits geleistet hat.
Thema seiner Doktorarbeit lässt ihn nicht mehr los
„Ich verstehe den Preis als Würdigung meines kontinuierlichen wissenschaftlichen Interesses an mikrovaskulären Komplikationen. Durch den Young Investigator Award fühle ich mich darin bestärkt, diesen Weg weiterzugehen“, so der 40-Jährige. Gemeint ist die Untersuchung von Ursachen, Folgen sowie möglichen Therapien von mikrovaskulären Komplikationen des Diabetes mellitus wie der diabetischen Nierenerkrankung, der diabetischen Retinopathie und der diabetischen Polyneuropathie.
Schon während seines humanmedizinischen Studiums an der Universität Leipzig wurde Prof. Eberts wissenschaftlicher Fokus in diese Richtung gelenkt, als er sich auf die Suche nach einem Thema für seine Dissertation machte. „Als mir das erste Mal richtig klar geworden war, wie schwer krank an Diabetes mellitus und einer Niereninsuffizienz leidende Patientinnen und Patienten sind, stand für mich fest, meine Doktorarbeit dem Thema mikrovaskuläre Folgeerkrankungen der Nieren bei Diabetes mellitus zu widmen“, sagt er.
Seither hat ihn das Thema nicht mehr losgelassen. Seine wissenschaftlichen Beiträge können in Zukunft dazu beitragen, durch Hyperglykämien bedingte mikrovaskuläre Schäden zu reduzieren, vor allem aber die Therapie und Lebensqualität von Menschen mit Diabetes mellitus, bei denen solche Folgeerkrankungen bereits aufgetreten sind, zu verbessern.
Von Leipzig nach Tennessee und Stockholm – und wieder zurück
Prof. Ebert studierte Humanmedizin an der Universität Leipzig. Daran schloss sich eine Weiterbildung zum Internisten an der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie, Nephrologie und Rheumatologie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) an, die er 2016 mit der Facharztanerkennung abschloss.
Die Treue zu seiner Heimatstadt wurde bislang nur zwei Mal unterbrochen, zum einen durch einen dreimonatigen Aufenthalt als Gastwissenschaftler an der Vanderbilt University School of Medicine in Nashville, Tennessee. Zum anderen zog es Prof. Ebert 2019 als frisch Habilitierten für drei Jahre als Postdoc an das Karolinska Institut nach Stockholm, wo er ebenfalls schwerpunktmäßig an mikrovaskulären Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus forschte. Während seines Aufenthalts legte er zudem seine Prüfung in der Subspezialisierung Endokrinologie und Diabetologie ab.
Im Januar 2022 kehrte Prof. Ebert als Oberarzt zurück ans UKL. Zeitgleich trat er eine W2-Professur für Molekularpathogenese von Stoffwechselerkrankungen an der Universität Leipzig an. Ein wichtiger Aspekt seiner Arbeit an seiner Wirkungsstätte ist für Prof. Ebert, Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung mit der klinischen Forschung zu verbinden. Aktuell richtet sich Prof. Eberts Forschungsinteresse unter anderem darauf, nähere Erkenntnisse darüber zu gewinnen, ob Bestandteile aus dem Fettgewebe von Menschen mit Adipositas für mikrovaskuläre Ereignisse verantwortlich sind.
Dem zugrunde liegt die Erkenntnis, dass eine erhöhte Fettmasse zu einer Sekretion von bestimmten Substanzen aus dem Fettgewebe, sogenannten Adipozytokinen, führt, die insbesondere Eigenschaften aufweisen, die sich ungünstig auf den Stoffwechsel auswirken. Ob diese Adipozytokine auch direkt mikrovaskuläre Komplikationen wie die diabetische Nierenerkrankung und die diabetische Retinopathie begünstigen, ist aktuell noch unklar.
An den Ursachen ansetzen, die Krankheitslast gering halten
„Unser Ziel muss es sein, nicht mehr nur den Diabetes mellitus zu behandeln, sondern bereits bei den Ursachen eines erhöhten Blutzuckers wie der Adipositas anzusetzen, um die Krankheitslast für die Betroffenen so gering wie möglich zu halten“, so Prof. Ebert.
Einen weiteren Schwerpunkt seiner derzeitigen wissenschaftlichen Arbeit bildet die Forschung zur diabetischen Retinopathie und Makulopathie. „Mein Ideal wäre es, eine systemische Therapie zu finden, die sämtliche mikrovaskulären Komplikationen gleichzeitig günstig beeinflusst, ausgehend von der Hypothese, dass den Prozessen geteilte pathophysiologische Mechanismen zugrunde liegen“, so der Nachwuchswissenschaftler.
Neben seiner Arbeit als Arzt und Forscher engagiert sich Ebert in mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften. In der Deutschen Diabetes Gesellschaft ist der Kliniker im Beirat der Arbeitsgemeinschaft Diabetes & Niere ehrenamtlich engagiert.
Petra Spielberg